In Nordrhein-Westfalen gibt es wieder mehr Lachse. Der Atlantische Lachs (Salmo salar) hat Laichgebiete im Rhein und anderen Flüssen des westlichen Bundeslandes. Bereits seit 1987 gibt es staatliche Programme, um die Wiederherstellung der alten Lachsbestände zu fördern. Im Industrieland NRW führten menschliche Aktivitäten jahrzehntelang zu einem Rückgang der Lachspopulation.
Gutes Zeichen für Lachspopulationen im Rhein und anderen Flüssen in NRW
Im Jahr 2023 wurden ein Anstieg von 145 Prozent bei den flussaufwärts schwimmenden Lachsen verzeichnet. Immerhin konnten bis Ende November 130 Lachse auf dem Weg in ihre Laichgebiete gezählt werden. Fachleute weisen allerdings darauf hin, dass der regenreiche Herbst eine Rolle gespielt haben könnte. Doch generell gibt es seit Jahren einen positiven Trend bei der Anzahl der Lachse in den Flüssen in NRW.
Durch die Industrialisierung und die damit einhergehende Wasserverschmutzung hatte der Lachs genauso wie viele andere Fischarten jahrzehntelang schlechte Karten in NRW. Das Ökosystem des Rheins wurde erheblich verändert, sodass auch Fischarten wie Stör und Maifisch erheblich beeinträchtigt wurden (Lenders, 2017).
Weitere Faktoren, die zu einem Rückgang der Lachspopulation führten, waren die intensive Bewässerung und die erheblichen Flussregulierungen. Im Rheinsystem gibt es nach wie vor zahlreiche alte Wehre, die dem wandernden Atlantischen Lachs den Weg in die Laichgebiete versperren.
Gesundes Ökosystem für Lachs & Co. entscheidend
Heutzutage kann kein Zweifel mehr daran bestehen, dass die Voraussetzung für nachhaltige Fischpopulationen gesunde Ökosysteme sind. Wenn das Ökosystem nicht funktioniert, kann dies dramatische Auswirkungen haben. So hat etwa die Population des Europäischen Aals im Rhein durch Virusinfektionen erheblich gelitten (Danne et al., 2021).
Seit den 1980er-Jahren gibt es erhebliche Anstrengungen, um den Rhein zu einem lebenswerten Gewässer für Lachse und andere Wasserbewohner zu machen. Die Zeiten, in denen Industrieunternehmen ihre Abwässer ungefiltert und unkontrolliert in den Rhein ablassen konnten, sind glücklicherweise vorbei.
Für den Lachs kam der politische Wandel allerdings zu spät. Ohne die Wiederansiedlung des Lachses, die heute im Rahmen des Wanderfischprogramms NRW umgesetzt und überwacht wird, gäbe es schon lange keinen Atlantischen Lachs mehr im Rhein und anderen Flüssen in Nordrhein-Westfalen. Mittlerweile deutet vieles darauf hin, dass die Wiederansiedlung zu einer Erfolgsgeschichte wird.
Der Aufwand ist jedoch immens. Die Belastung der Gewässer durch Industrie und Landwirtschaft wurde durch entsprechende Gesetze und Umweltschutzmaßnahmen in den vergangenen Jahrzehnten erheblich reduziert. Zudem gibt es zahlreiche Fischwanderhilfen in NRW, die es Lachsen und anderen Wanderfischen ermöglichen, menschengemachte Hindernisse zu überwinden. Renaturierungsprojekte, die den Rhein und andere Flüsse zu besseren Lebensräumen machen, spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.
Rückkehr der Lachse in NRW – ein Grund zum Feiern
Die Rückkehr des Lachses in Nordrhein-Westfalen ist ein großer Erfolg, insbesondere wenn sich die Lachspopulation nachhaltig entwickelt und eines Tages auch ohne zusätzliche Maßnahmen eigenständig bestehen kann. Mit dem Lachs kehrt der „König der Fische“ in den Rhein und viele andere Flüsse zurück. Das ist ein gutes Zeichen für den Naturschutz und ein schönes Symbol dafür, was möglich ist, wenn der politische Wille vorhanden ist.
Die Herausforderungen bleiben allerdings bestehen. Der Klimawandel und daraus resultierende Trockenperioden könnten es in dem Lachs in Zukunft wieder schwer machen, in die Laichgebiete in Nordrhein-Westfalen zu gelangen. Noch einmal sollte es nicht passieren, dass der Atlantische Lachs nahezu ausgerottet wird in NRW.
Keine Chance für Angler – Lachspopulation noch zu klein
Auch wenn es ermutigende Zeichen für eine wieder erstarkende Lachspopulation im Rhein gibt, ist das noch lange kein Grund, das Angeln auf Lachs wieder zu erlauben. Es wird wohl noch lange dauern, bis die Lachspopulation eine derartige Größe erreicht, dass das Angeln auf Lachs wieder möglich ist. Hoffentlich wird es eines Tages den Atlantischen Lachs wieder in den Schonzeiten NRW zu finden.
Aber Angler dürfen davon träumen, dass es vielleicht in einigen Jahren oder Jahrzehnten möglich sein wird, auf Reisen nach Alaska oder Skandinavien zu verzichten und stattdessen direkt am Rhein prächtige Lachse zu fangen. Einstweilen muss allerdings die Freude über einen schönen Erfolg bei der Wiederansiedlung einer wunderbaren Fischart genügen.
Quelle: Spiegel