Einführung in die Pirschjagd
Die Pirschjagd gehört nicht nur zu den ältesten, sondern auch zu den anspruchsvollsten Jagdmethoden. Du musst dich behutsam und leise dem Wild annähern, um einen präzisen Schuss abgeben zu können. Bei der Pirschjagd musst du das Wild beobachten und dazu in der Lage sein, das Verhalten des Wilds richtig einzuschätzen, um dich im richtigen Moment möglichst geräuschlos zu bewegen und die Distanz zu verkürzen.
Geschichte der Pirschjagd
Die Pirschjagd hat eine lange Tradition, die gewissermaßen bis zu den ersten Jägern und Sammlern zurückreicht. Bis heute hat diese Jagdmethode ihren hohen Stellenwert behalten. Die Pirschjagd funktioniert mit Pfeil und Bogen genauso wie mit Schusswaffen*. Bei der Pirschjagd zählen Erfahrung, Geschicklichkeit und Geduld. Wie bei keiner anderen Jagdmethode kannst du bei der Pirschjagd herausfinden, ob du ein echter Jäger bist.
Warum die Pirschjagd immer noch relevant ist
In der heutigen Zeit wäre es ein Leichtes, mit einem Übermaß an Technik und Ausrüstung die Jagd derart zu erleichtern, dass für Jäger am Ende nur noch der Abschuss zu erledigen wäre. Aber das ist nicht Sinn der Sache. Die Erfahrung in der Natur und die Auseinandersetzung mit dem Wild ist zentral für das Jagderlebnis*. Bei der Pirschjagd erfährst du nicht nur etwas über dich, sondern auch viel über Wildtiere und die Natur. Die Pirschjagd kann je nach Tierart unterschiedliche Herausforderungen bieten und ist somit auch hinsichtlich der Vielseitigkeit eine der interessantesten Jagdmethoden.
Vorbereitung auf die Pirschjagd
Auswahl der richtigen Ausrüstung
Eine praxistaugliche Jagdausrüstungist wichtig, damit du eine Pirschjagd erfolgreich bestreiten kannst. Aber du musst keine Luxusausrüstung haben, um diese Jagdmethode sinnvoll zu praktizieren. Gerade bei der Pirschjagd ist der menschliche Faktor oft wichtiger als eine besonders hochwertige Waffe oder ein teures Fernglas. Die folgenden Ausrüstungsgegenstände benötigst du:
- Waffe: Eine zuverlässige Büchse*, die zum Revier und zum Wild passt, ist eine solide Voraussetzung, um bei der Pirschjagd im richtigen Moment den finalen Schuss setzen zu können.
- Optik:Ein ordentliches Fernglas* ist hilfreich, gerade beim Aufspüren von Wild. Damit du einen waidgerechten Schuss zuverlässig platzieren kannst, sollte zudem ein gutes Zielfernrohr* auf deiner Waffe sein.
- Tarnkleidung: Bei der Pirschjagd hast du das Ziel, dem Wild möglichst nahe zu kommen. Deswegen musst du getarnt sein. Welche Tarnung optimal ist, hängt vom Revier und der Jahreszeit ab. Ohne passende Tarnkleidung* ist es schwierig, erfolgreich zu pirschen. Bei der Auswahl der passenden Bekleidung solltest du auch auf den Geräuschpegel achten. Vor allem moderne Kunstfasern wie Gore-Tex können mitunter regelrechten Lärm erzeugen und das Wild vertreiben, bevor du in Schussdistanz kommst.
- Jagdschuhe: Bei der Pirschjagd bist du in Bewegung. Deswegen benötigst du Schuhe, die geräuscharm sind. In den meisten Revieren ist es zudem hilfreich, wenn du einen wasserfesten Jagdschuh* trägst. Sohle und Form sollten zum Gelände passen.
- Rucksack: Vor allem bei einer Pirschjagd in einem größeren Revier ist es wichtig, dass du zumindest einen kleinen Jagdrucksack* mit der nötigen Ausrüstung von der Munition* bis zum Jagdmesser* dabeihast. Das Rucksackmaterial sollte geräuscharm sein. Zudem ist es wichtig, dass du den Rucksack so packst, dass die Gegenstände nicht bei jeder Bewegung Lärm machen. Notfalls kannst du mit einer Jacke oder einem Pullover dafür sorgen, dass keine Luftlöcher im Rucksack sind.
Wetter und Jahreszeiten
Den Wetterbericht solltest du beobachten, wenn du eine Pirschjagd planst. Alle Jahreszeiten sind grundsätzlich geeignet, wobei du aufgrund der geltenden Jagdzeiten nicht überall zu jeder Zeit jedes Wild bejagen kannst.
- Wetter: Wenn der Himmel bedeckt ist und ein leichter Wind geht, sind die Bedingungen hervorragend. Windstille ist vielleicht angenehmer, aber die Windgeräusche helfen dir, deine Bewegungsgeräusche zu verdecken. Der bedeckte Himmel sorgt für gute Sichtbedingungen, ohne dass du befürchten musst, geblendet zu werden.
- Jahreszeiten: Jede Jahreszeit hat ihre Reize, wenn es um die Pirschjagd geht. Im Winter kann eine dicke Schneedecke hilfreich sein beim Anschleichen. Zudem ist es leichter, Fährten zu finden und zu verfolgen. Die hohe Aktivität vieler Wildtiere im Frühjahr und Herbst bietet einen ganz anderen Anreiz. Ein lauer Sommertag kann im passenden Revier ebenfalls eine spannende Pirschjagd ermöglichen.
Kenntnisse über das Wild und seine Gewohnheiten
Wenn du bei der Pirschjagd erfolgreich sein möchtest, führt kein Weg daran vorbei, dich mit dem Verhalten und den Gewohnheiten des Wilds, auf das du es abgesehen hast, zu beschäftigen. Du musst den Lebensraum kennen, die Nahrungsquellen und den Tagesablauf. Zudem ist es enorm hilfreich, wenn du das Revier, in dem du aktiv bist, möglichst gut kennst. Je besser es dir gelingt, mit der Natur in Einklang zu kommen, desto leichter ist es, beim Pirschen dem Wild nahe zu kommen und einen erfolgreichen Schuss abzugeben.
Tarnung und Anschleichen
Die Bedeutung von Tarnkleidung
Tarnkleidung ist ein großes Thema bei der Pirschjagd. Während du bei einigen anderen Jagdmethoden vielleicht auch mit normaler Alltagskleidung regelmäßig erfolgreich sein könntest, ist es bei der Pirschjagd wichtig, nicht aufzufallen. Die traditionellen Farben Grün und Braun sind in Deutschland und den mitteleuropäischen Ländern in der Regel ausreichend. Je nach Revier mag es aber auch Situationen geben, in denen du im Winter weiße Tarnkleidung bevorzugen solltest. Wichtig ist, dass die Tarnkleidung geräuscharm ist. Bei einer längeren Pirschjagd ist es zudem ein großer Vorteil, wenn die Kleidung angenehm und komfortabel zu tragen ist.
Anwendung von Tarnmitteln
Bei besonders scheuem Wild kann es sinnvoll sein, Tarnschminke* zu verwenden. Der Aufwand ist gering, aber solltest du dir gut überlegen, ob du in deinem Revier tatsächlich einen Nutzen hast, wenn du dein Gesicht mit Schminke tarnst. Tarnnetze* können auch eine Rolle bei der Pirschjagd spielen, wenn du beim Aufspüren von Pirschjagd eine bestimmte Position für eine Weile besetzen möchtest. Generell solltest du aber auf eine leichte Ausrüstung achten, denn bei der Pirschjagd sind geschmeidige Bewegungen gefragt. Wenn dir das zu anstrengend ist, solltest du dir vielleicht die Drückjagd anschauen.
Die Kunst des lautlosen Bewegens
Den meisten Anfängern fällt es nicht leicht, bei einer Pirschjagd lautlose Bewegungen zu produzieren. Wir haben ein paar Tipps zusammengestellt, die dir dabei helfen, deine Technik zu verbessern.
- Bewegungsgeschwindigkeit: Du solltest dich langsam und nicht hektisch bewegen. Dann produzierst du automatisch weniger Lärm. Du solltest dir immer klarmachen, dass Wildtiere deutlich sensibler auf Geräusche reagieren als die meisten Menschen.
- Schritttechnik: Bei jedem Schritt solltest du genau hinschauen, wohin du trittst. Ein knackender Ast oder raschelndes Laub kann dazu führen, dass das Wild im näheren Umkreis die Flucht antritt. Mitunter kann Akrobatik erforderlich sein, wenn du auf einem schwierigen Untergrund unterwegs bist. Körperliche Fitness und Beweglichkeit sind deswegen hilfreich.
- Pausen einlegen: Wenn du einem Wild folgst, musst du nicht ständig in Bewegung sein. Es ist wichtig, dass du gelegentlich innehältst, um das Wild zu beobachten und zu überlegen, wie du weiter vorgehst.
- Umgebung nutzen: Ein Busch, ein Baum oder eine günstige Geländeformation können dir dabei helfen, unentdeckt zu bleiben. Beim Pirschen kann es manchmal sinnvoll sein, kleine Umwege zu gehen, um nicht in das Sichtfeld des Wilds zu geraten.
- Windrichtung beachten: Du solltest immer darauf achten, dass der Wind deinen Geruch nicht in die Richtung des Wilds weht. Ansonsten hilft dir auch die leiseste Pirschtechnik nichts, denn die meisten Wildtiere haben feine Nasen.
Bei der Pirschjagd gilt, dass Übung den Meister macht. Du kannst das Pirschen regelmäßig üben, denn du musst nicht immer auf der Jagd sein, um diese Technik zu erlernen. Es kann sogar eine gute Idee sein, zu Beginn ganz ohne Rucksack und Gewehr loszuziehen, um das Anschleichen zu trainieren.
Die Wahl des besten Standortes
Beobachtung und Analyse des Wildwechsels
Bei der Pirschjagd solltest du nicht planlos durch den Wald laufen und hoffen, dass dir irgendwann Wild begegnet. Ein guter Ansatzpunkt ist der Wildwechsel. Wenn du Fährten, Losungen und Fraßspuren beobachtest, kannst du mit der Zeit herausfinden, auf welchen Pfaden sich das Wild bewegt und welche Positionen günstig sind, um die Pirsch zu beginnen. Nicht zuletzt solltest du in deinem Revier die besten Positionen für einen Schuss kennen. Jedes Detail kann bei der Pirschjagd darüber entscheiden, ob du erfolgreich bist oder nicht.
Windrichtung und Geräuschpegel
Wenn du eine erste Beobachtungsposition am Wildwechsel einnimmst, solltest du darauf achten, dass du den Wind im Gesicht hast. Auch seitlicher Wind kann in Ordnung sein, wenn dein Geruch nicht zum Wildwechsel getragen wird. Zudem solltest du beim Warten auf das Wild darauf achten, dass du möglichst wenig Geräusche machst.
Nutzung von Deckung und Geländeformationen
Damit das Wild dich nicht sieht, solltest du in einer guten Deckung sein. Eine passende Geländeformation ist eine gute Voraussetzung, um deine Sichtbarkeit zu reduzieren. Hinter Büschen, Bäumen oder eventuell auch in einer Senke hast du gute Voraussetzungen, um für das Wild unsichtbar zu werden. Effektive Tarnkleidung ist an dieser Stelle hilfreich. Aber du solltest auch darauf achten, dass du das Wild gut sehen kannst, damit du den richtigen Zeitpunkt zum Anschleichen erkennen kannst.
Ein Tipp für bergiges Gelände: Von einer erhöhten Position kannst du mit einem Fernglas* und eventuell auch noch einem Spektiv* einen großen Bereich überschauen. Zudem kannst du dir weitgehend sicher sein, dass das Wild dich nicht erkennt, wenn du Tarnkleidung trägst, dich ruhig bewegst und eine vernünftige Deckung nutzt. Die große Distanz hat allerdings den Nachteil, dass die anschließende Pirsch körperlich entsprechend aufwendiger ist.
Schussabgabe und Schussdistanz
Einschätzung der optimalen Schussdistanz
Ein wichtiges Ziel bei der Pirschjagd ist es, in Schussdistanz zu kommen. Je näher du dem Wild bist, desto leichter ist es, einen tödlichen Schuss abzugeben. Bei der Schussdistanz solltest du folgende Faktoren berücksichtigen:
- Erfahrung: Du musst deine persönlichen Grenzen und Fähigkeiten kennen, damit du weißt, ab welcher Distanz du einen guten Schuss abgeben kannst. Regelmäßiges Schießtraining* ist hilfreich, um die Qualität beim Schießen in der Natur zu verbessern. Erfahrene Jägerinnen und Jäger wissen, dass es im Zweifel besser ist, auf einen Schuss zu verzichten.
- Waffe und Munition: Du musst genau wissen, für welche Distanz deine Waffe und deine Munition ausgelegt sind. Nicht jede Langwaffe* ist für jeden Zweck geeignet. Dies gilt ebenfalls für Munition. Die Grenzen der Technik sollten dir jederzeit bewusst sein.
- Umweltbedingungen: An einem klaren Tag mit exzellenten Lichtverhältnissen kannst du eine größere Schussdistanz akzeptieren als an einem nebligen Tag mit schwierigen Sichtbedingungen.
Es ist wichtig, dass du dich stets unter Kontrolle behältst und ehrlich mit deinen eigenen Fähigkeiten umgehst. Verantwortungsbewusstsein ist ein wichtiges Thema. Ein waidgerechter Schuss, der zu möglichst wenig Leid führt, muss das oberste Ziel alle Jägerinnen und Jäger bei der Pirschjagd sein.
Tipps für eine ruhige und präzise Schussabgabe
Da du bei der Pirschjagd typischerweise in Bewegung bist, ist es nicht ganz so einfach wie bei der Ansitzjagd, einen erfolgreichen Schuss abzugeben. Die folgenden Tipps helfen dir:
- Atmung: Du musst deine Atmung kontrollieren und dafür sorgen, dass du ruhig und entspannt atmest, bevor du einen Schuss abgibst. Wenn du innere Unruhe spürst, außer Atem bist oder deine Finger zittern, solltest du dir mehr Zeit nehmen, um zur Ruhe zu kommen. Körperliche Fitness hilft an dieser Stelle weiter. Aber auch die Psyche spielt eine große Rolle.
- Abzugstechnik: Eine gleichmäßige und sanfte Bewegung bei der Betätigung des Abzugs hilft dir dabei, ein Verreißen des Schusses wirkungsvoll zu vermeiden.
- Stabile Schießposition: Beim Schuss solltest du möglichst stabil positioniert sein. Ob du stehend, kniend oder liegend schießt, ist aber nicht entscheidend. Die Schießpositionen kannst du regelmäßig trainieren, indem du in deinem Revier viele unterschiedliche Möglichkeiten ausprobierst, wenn du deine Spaziergänge durch Revier machst.
- Zielen und Schlussbild: Konzentriertes Zielen ist nicht so einfach, wie es vielleicht scheint. Du musst dein Ziel genau im Visier haben, damit du das beabsichtigte Schlussbild erreichst. Nur, wenn alles passt, solltest du den Abzug betätigen. Ansonsten ist es besser, auf eine günstigere Gelegenheit zu warten.
Umgang mit schwierigen Schusswinkeln
Bei der Pirschjagd bist du Bewegung, das Gelände ändert sich und du kannst nicht davon ausgehen, dass du immer eine perfekte Schussposition findest. Deswegen ist es wichtig, dass du möglichst viele Positionen beherrschst. Wenn du aus unterschiedlichen Lagen sicher schießen kannst, hast du einen deutlichen Vorteil. Das ist dir alles zu kompliziert? Vielleicht hast du mehr Freude mit der Fallenjagd.
Regelmäßiges Schießtraining ist für die Pirschjagd unverzichtbar. Dabei geht es nicht nur um den Erfolg bei der Jagd, sondern auch um Ethik und Verantwortungsbewusstsein.
Nachsuche und Umgang mit dem erlegten Wild
Erkennen des Schussanschlags
Sobald du deinen Schuss abgegeben hast, solltest du dazu übergehen, den Schussanschlag genau zu beobachten. Hast du perfekt getroffen? Wie verhält sich das Wild? Beugt sich das Wild auf? Kannst du Treffer erkennen? Auch ein perfekter Schuss führt nicht automatisch dazu, dass das Wild sofort vor deinen Augen umfällt. Grundsätzlich solltest du immer genau schauen, in welche Richtung sich Wild gegebenenfalls bewegt, damit du gegebenenfalls die Nachsuche ohne Umwege beginnen kannst.
Die richtige Vorgehensweise bei der Nachsuche
Alle Jäger, die regelmäßig jagen, machen früher oder später die Erfahrung, dass eine Nachsuche* notwendig ist. Die folgenden Tipps helfen dir:
- Wartezeit: Du solltest dem Bild nach dem Schuss Zeit geben, um sich niederzulegen. Die Wartezeit kann zwischen 15 und 30 Minuten betragen, je nach Wild, Trefferlage und Revier.
- Markiere den Anschuss: Du solltest den Ort, an dem der Schuss Anschlag stattgefunden hat, mit einem auffälligen Gegenstand markieren, damit du gegebenenfalls bei der Rückkehr sofort weißt, wo du mit der Nachsuche beginnen musst.
- Suche nach Schweiß und anderen Spuren: Am Anschussbereich solltest du Schweiß, Haare und Gewebereste finden. Eventuell geben dir die Spuren, die du findest, auch einen klaren Hinweis auf die Trefferlage. Eine auffällige Schweißspur ist die beste Voraussetzung, um eine erfolgreiche Nachsuche schnell zum Erfolg zu bringen.
- Einsatz von Jagdhunden: Wenn es dir nicht gelingt, in einem überschaubaren Zeitrahmen das Wild zu finden, solltest du, falls die Möglichkeit besteht, Jagdhunde einsetzen. Mit Jagdhunden hast du eine deutlich bessere Chance, das angeschossene Wild schnell zu finden. Wenn du weißt, dass du nicht gut getroffen hast und das Tier nur verletzt ist, solltest du umgehend eine Nachsuche mit Jagdhunden und Helfern ins Auge fassen.
Vor jeder Jagd solltest du wissen, was im Fall einer Nachsuche zu tun ist. Gibt es einen Ansprechpartner im Revier? Hast du vielleicht befreundete Jäger, die gegebenenfalls helfen können? Vielleicht gibt es auch einen Nachsuche-Spezialisten mit speziell ausgebildeten Jagdhunden in der Umgebung? Je besser du vorbereitet bist, desto schneller kannst du die Nachsuche zu einem erfolgreichen Abschluss bringen.
In keinem Fall solltest du dich nicht von der Scham, die nach einem schlechten Schluss ganz normal ist, davon abhalten lassen, die notwendigen Maßnahmen zur Nachsuche einzuleiten. Das würde nur bedeuten, dass du deinen ersten Fehler noch einen zweiten, eventuell sogar schwerwiegenderen Fehler, hinzufügst.
Versorgen und Bergen des erlegten Wildes
Nachdem du das erlegte Wild gefunden hast, geht es an die sachgerechte Versorgung und Bergung.
- Aufbrechen: Das Öffnen des Brust- und Bauchraums des Wildes sollte genauso akribisch wie das Schießen trainiert werden. Wichtig ist, dass du trotz aller Aufregung, die bei einer erfolgreichen Jagd entstehen kann, sorgfältig und ruhig arbeitest, damit du nicht versehentlich den Darm verletzt und das Wildbret* kontaminierst. Das Aufbrechen sollte so früh wie möglich erfolgen, denn du solltest dir darüber im Klaren sein, dass mit dem Tod des Wildes der Verwesungsprozess einsetzt. Die Entfernung der inneren Organe ist besonders wichtig, um das Wildbret zu schützen.
- Abkühlen: Die Abkühlung des Wildbrets ist wichtig, um die Konservierung einzuleiten. Wichtig ist dabei, dass du gut vorbereitet bist und eine passende Kühlmöglichkeit in Reichweite zur Verfügung hast.
- Transport: Eine klassische Wildwanne*, die natürlich sauber sein sollte, funktioniert hervorragend und ist nicht teuer. Auch ein Wild- oder Fleischsack* kann nützlich sein. Wichtig ist, dass du das erlegte Wild sauber und hygienisch aus dem Revier transportierst.
Der respektvolle Umgang mit dem erlegten Wild und die Gewinnung des Fleischs gehören zur verantwortungsvollen Jagd. Wenn du nicht viel Erfahrung hast, solltest du dir helfen lassen. Wenn du in einem fremden Revier jagst, solltest du vor der Jagd genau wissen, welche Kühlmöglichkeiten es gibt und wie der übliche Ablauf beim Versorgen und Bergen des Wilds ist. Die Jagd endet für verantwortungsbewusste Jäger nicht mit dem Schuss.
Reflexion und Weiterentwicklung der Pirschjagd-Fertigkeiten
Analyse des Jagderlebnisses
Perfekte Jäger werden nicht geboren. Bei der Pirschjagd zählen Lernfähigkeit und Erfahrung. Deswegen ist es sinnvoll, nach jeder Pirschjagd zu reflektieren, an welcher Stelle du beim nächsten Mal etwas besser machen kannst. Die folgenden Fragen können dir helfen:
- Was lief gut und was hätte noch besser laufen können?
- War zu jeder Zeit die Sicherheit gewährleistet?
- Gab es Situationen, in denen das Wild beinahe oder tatsächlich aufgeschreckt wurde?
- Gab es Situationen, in denen das Anschleichen nicht optimal funktioniert hat?
- Waren die anfänglich eingenommenen Positionen günstig?
- Wurde der Schuss präzise und waidgerecht platziert?
- Wurde die Nachsuche zu früh oder zu spät eingeleitet?
- Wie effektiv war die Nachsuche?
- Welche Ausrüstungsgegenstände haben nicht gut funktioniert?
- Welche Ausrüstungsgegenstände hätten die Pirschjagd effektiver gemacht?
Bei der Pirschjagd kannst du aus Erfahrungen lernen und dich Schritt für Schritt weiterentwickeln. Jede Pirschjagd ist ein neues Erlebnis mit neuen Herausforderungen. Wenn du dich immer wieder hinterfragst, wirst du Schritt für Schritt zu einem besseren Jäger.
Weiterbildung und Training
Deine Fertigkeiten bei der Pirschjagd kannst du verbessern, indem du dich regelmäßig weiterbildest und trainierst. Wir haben ein paar Vorschläge für dich:
- Teilnahme an Jagdkursen und Jagdseminaren: Es gibt zahlreiche Kurse und Seminare, online und offline, die dir dabei helfen, dein Wissen zu verbessern und neue Erfahrungen zu sammeln. Von Experten kannst du manches in ein paar Stunden oder Tagen lernen, was du selbst vielleicht erst durch jahre- oder jahrzehntelange Erfahrung erschließen könntest.
- Erfahrungsaustausch mit anderen Jägern: Du solltest dich mit anderen Jägern austauschen. Eine offene Kommunikation, bei der eigene Fehler nicht verschwiegen werden, ist dabei zu bevorzugen.
- Schießtraining: Bei der Pirschjagd sind die Ansprüche hoch beim Schießen. Du befindest dich in Bewegung, dein Puls ist manchmal deutlich höher als der Ruhepuls und du findest vielleicht nicht immer eine optimale Position. Regelmäßiges Schießtraining* verbessert nicht nur die Schusspräzision. Je mehr du trainierst, desto sicherer und waidgerechter kannst du deine Schüsse setzen.
- Selbststudium: Es gibt viele Jagdliteratur*, aber du findest nützliche Informationen auch kostenlos im Internet. Gute Jäger sind neugierig und haben Interesse daran, sich ständig zu verbessern. Die Bereitschaft zur Verbesserung der eigenen Fähigkeiten ist bei der Pirschjagd besonders wichtig.
- Fitnesstraining: Wenn du schon nach ein paar Schritten außer Atem bist, ist die Pirschjagd vielleicht nicht die beste Wahl für dich. Körperliche Fitness ist hilfreich, denn wenn es eine halbe Ewigkeit dauert, bis dein Puls nach einer anstrengenden Pirsch auf einem akzeptablen Niveau ist, verpasst du so manche günstige Schussgelegenheit.
Verantwortungsbewusstsein und Ethik
Bei der Pirschjagd ist Verantwortungsbewusstsein zu jedem Zeitpunkt gefragt. Das fängt damit an, dass du sicherstellst, dass du niemanden gefährdest. Einen Schuss darfst du nur wagen, wenn eine hohe Wahrscheinlichkeit für ein waidgerechtes Ergebnis vorhanden ist. Und natürlich solltest du immer im Hinterkopf haben, dass du als Jäger eine Gruppe vertrittst, die nicht in allen Bevölkerungsteilen das beste Image hat. Deswegen ist es wichtig, dass du dich korrekt, freundlich und im besten Sinne anständig verhältst, wenn du im Revier unterwegs bist.
Pirschjagd und Jagdzeiten
Die Pirschjagd ist an die gesetzlichen Jagdzeiten in Deutschland gebunden. Deswegen musst du dich vor der Jagd genau informieren, ob du überhaupt die Berechtigung dazu hast, die gewünschte Wildart zu bejagen und zu erlegen. In Deutschland ist die Sache etwas komplizierter als in den meisten anderen Ländern, da aufgrund die Zuständigkeit der Länder jedes Bundesland eigene Jagdzeiten hat.
Wenn du in Schleswig-Holstein auf die Pirsch gehen möchtest, musst du dich an die Jagdzeiten in Schleswig-Holstein halten. Schleicht du dich hingegen in Brandenburg durch den Wald, um einen kapitalen Hirsch oder ein anderes Wildtier zu erlegen, musst du dich an die Jagdzeiten in Brandenburg halten. Bei uns findest du alle aktuellen Jagdzeiten in allen deutschen Bundesländern, sodass du dich jederzeit schnell und unkompliziert informieren kannst.
Die besten Bücher zum Thema Pirschjagd
Die Pirschjagd ist ein faszinierendes Thema. Zwar ist es wichtig, dass du praktische Erfahrungen sammelt und von anderen Jägern lernst. Aber du solltest die theoretische Weiterbildung nicht schleifen lassen. Wir haben einige Bücher zusammengestellt, die viele nützliche Informationen, Tipps und Tricks enthalten.
- Pirsch & Schusszeichen: Lesen & interpretieren* von Toni Huber ist für Jungjäger und erfahrener Jäger eine empfehlenswerte Lektüre, denn du lernst die wichtigen Pirsch- und Schusszeichen kennen. Ein nützlicher Vorteil ist das praktische Format, sodass du dieses Buch leicht in den Jagdrucksack stecken kannst. Wenn du die Pirschjagd meistern möchtest, solltest du dich mit Pirsch- und Schusszeichen ausführlich auseinandersetzen.
- Die nächtliche Pirsch auf Schwarzwild: Mit der richtigen Strategie zum Jagderfolg!* von Christian Seif ist eine schöne Einführung in das Thema Pirschjagd für Jungjäger. Wenn du das Gefühl hast, als erfahrener Jäger noch nicht alles über diese spezielle Jagdmethode zu kennen, ist das Buch ebenfalls empfehlenswert. Alles wird von Grund auf erklärt und es gibt viele nützliche Praxistipps. Wenn du schon seit Jahrzehnten durch die Wälder pirschst und jedes Wildschwein persönlich kennst, ist das Buch vielleicht nichts für dich. Aber als Anleitung für das Pirschen auf Wildschweine ist das Buch hervorragend geeignet.
- Nachtjagd auf Sauen: Auf der Pirsch und an der Kirrung* von Martin Norbert Balke und Michael Gast ist eine gut geschriebene Einführung in die Schwarzwildjagd. Zwar geht es auch um die Jagd an der Kirrung, doch auch das Thema Pirschjagd wird ausführlich besprochen. Wenn du dich für das Pirschen auf Schwarzwild interessierst, ist dieses Buch eine klare Empfehlung.
- Unter weißen Gipfeln: Pirsch im Bergrevier* von Erwin Hofer ist kein Lehrbuch. Der Autor ist als leidenschaftlicher Jäger und Naturfotograf prädestiniert dazu, die großartigen Facetten der Bergjagd auf eine Weise darzustellen, die Lust eine Pirschjagd in den Bergen macht. Das Buch wird gelegentlich gebraucht bei Amazon angeboten, aber auch eine Neuauflage dieses modernen Klassikers der Jagdliteratur ist verfügbar.
Fazit: Die Pirschjagd als anspruchsvolle und faszinierende Jagdmethode
Die Pirschjagd ist eine anspruchsvolle, aber zugleich faszinierende Jagdmethode. Jäger, die eine Herausforderung suchen, können die Pirschjagd nahezu beliebig schwierig gestalten. Es ist etwa ein großer Unterschied, ob du in einem übersichtlichen Waldstück mit vielen freien Flächen oder einem felsigen Gebirge auf der Pirsch bist.
Die richtige Ausrüstung spielt eine große Rolle. Von der passenden Tarnkleidung bis zu einer geeigneten Waffe muss alles stimmen, wenn du die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Pirschjagd schaffen möchtest. Aber wichtiger als die beste Jagdausrüstung sind gutes Training und Erfahrung. Als Jungjäger solltest du dir viel Zeit geben, um die Pirschjagd zu meistern.
Verantwortungsbewusstsein und Waidgerechtigkeit sind dabei Schlüsselbegriffe, die den Rahmen für eine nachhaltige Jagd bieten. Bei kaum einer anderen Jagdmethode ist es so wichtig, durch ständige Reflexion und Weiterbildung die eigenen Fähigkeiten zu verbessern. Die Pirschjagd ist keine einfache Jagdmethode. Aber dafür ist es umso schöner, wenn du bei einer fachgerecht umgesetzten Pirschjagd am Ende den erhofften Jagderfolg feiern kannst.
Wir wünschen dir Waidmannsheil für deine nächste Pirschjagd!
FAQ Pirschjagd
Was ist eine Pirschjagd?
Die Pirschjagd ist eine Jagdmethode, bei der Jäger sich geschickt dem Wild annähern, um eine günstige Schussdistanz zu erreichen. Die Kunst besteht darin, für das Wild unsichtbar zu bleiben, denn ansonsten wittert oder entdeckt das Wild die Gefahr und flüchtet. Die Pirschjagd ist immer wieder eine Herausforderung, auch für erfahrene Jäger.
Welche Ausrüstung benötige ich für die Pirschjagd?
Für die Pirschjagd benötigst du passende Tarnkleidung, die möglichst geräuscharm ist. Dazu ist eine geeignete Jagdwaffe inklusive der passenden Munition für das gesuchte Wild erforderlich. Hochwertige Jagdschuhe und ein ordentliches Fernglas sind ein Muss. Je nach Revier kannst du auch noch einen Entfernungsmesser, einen Schießstock und ein Spektiv einplanen. Wichtig ist, dass die Ausrüstung zum Wild und zum Revier passt.
Wie finde ich den besten Standort für die Pirschjagd?
Der Wildwechsel ist oft der beste Startpunkt, um mit der Pirschjagd zu starten. Bei der Pirschjagd solltest du wissen, wo sich das Wild aufhält, damit du einen geeigneten Standort wählen kannst. Bei der Wahl des Standorts solltest du berücksichtigen, dass du dich beim Pirschen durch das Gelände bewegen musst. Natürliche Deckung durch geeignete Geländeformationen kann dabei äußerst hilfreich sein.
Wie verbessere ich meine Schussabgabe bei der Pirschjagd?
Regelmäßiges Schießtraining, eine gute Abzugstechnik und körperliche Fitness sind wichtige Voraussetzungen, um bei der Pirschjagd regelmäßig erfolgreich zu sein. Besonders wichtig sind eine kontrollierte Atmung, ein sanfter Abzug und eine stabile Schießposition. Zudem musst du ein gutes Gefühl für die optimale Schussdistanz in Abhängigkeit von den jeweiligen Umweltbedingungen entwickeln.
Wie gehe ich bei der Nachsuche nach dem Schuss vor?
Die Nachsuche solltest du erst nach einer angemessenen Wartezeit beginnen. Zuerst gilt es, den Anschuss zu markieren. Anschließend kannst du nach Schweiß und anderen Spuren suchen. Bei einem schlechten Treffer und einer potenziell langen Nachsuche, ist es hilfreich, Jagdhunde einzusetzen. Schon vor der Jagd solltest du auf alle Eventualitäten der Nachsuche vorbereitet sein.
Wie kann ich meine Pirschjagd-Fertigkeiten weiterentwickeln?
Bei der Ausbildung deiner Pirschjagd-Fertigkeiten ist es wichtig, dass du deine Jagderfahrungen immer wieder reflektierst, um bei der nächsten Pirschjagd Fehler zu vermeiden. Dazu ist es hilfreich, an einschlägigen Jagdkursen teilzunehmen. Du kannst sich auch mit anderen Jägern austauschen. Dazu solltest du Wert legen auf regelmäßiges Schießtraining und Fitnesstraining. Für die theoretische Weiterbildung gibt es exzellente Fachliteratur, die auch für das Selbststudium gut geeignet ist.
Warum ist die ethische und verantwortungsbewusste Pirschjagd wichtig?
Bei der Pirschjagd bewegst du dich mitten in der Natur. Die große Kunst besteht darin, dem Wild so nahezukommen, dass du einen waidgerechten Schuss platzieren kannst. Es ist wichtig, dass du dazu in der Lage bist, gegebenenfalls auf einen Schussversuch zu verzichten. Wenn du das kannst, bist auf einem guten Weg, ethische und verantwortungsbewusst zu jagen.