Ein Jäger erschießt ein Pferd, weil er es mit einem Wildschwein verwechselt? Das klingt nicht besonders glaubwürdig, ist aber tatsächlich in Oberhausen passiert. Die Haflinger-Stute Edda wurde Opfer eines 27-jährigen Jägers, der allem Anschein nach nicht dazu in der Lage war, Wild korrekt anzusprechen. Klingt unglaublich, ist aber leider kein Einzelfall.
Jäger erschießt Pferd und verhält sich in jeder Hinsicht falsch
Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Jäger im ersten Moment einen Hund, ein Pferd oder vielleicht auch ein anderes Haustier oder Nutztier mit einem Wildtier verwechselt. Der Vorfall in Oberhausen fand in der Dämmerung statt, sodass die Lichtverhältnisse wahrscheinlich schwierig waren.
Die Pferdebesitzerin gab allerdings an, dass die Sicht gut gewesen sei, sodass eine Verwechslung eines Pferdes mit einem Wildschwein, wie sie der Jäger zu Protokoll gab, nicht nachvollziehen konnte.
Aus einer Entfernung von 60 Metern gab der Jäger einen Schuss ab und traf dabei die Haflinger-Stute im Unterkiefer. Damit begann der zweite Teil des Dramas, den der herbei geeilte Jäger weigerte sich, das Pferd von seinem Leiden zu erlösen.
Somit musste die Pferdebesitzerin warten, bis endlich ein Tierarzt eintraf, um der Stute Edda die letzte Gnade zu erweisen. Die Polizei und die Staatsanwaltschaft Oberhausen sind derzeit damit beschäftigt, den Fall aufzuklären und den Jäger gegebenenfalls zur Rechenschaft zu ziehen.
Unverzeihlicher Fehler – sicheres Ansprechen ist Jägerpflicht
Ein Jäger, der ein Pferd tötet oder, wie im aktuellen Fall, schwer verwundet und sich danach nicht einmal dazu durchringen kann, das Tier von seinem unerträglichen Leid zu erlösen, hat nichts in der Jägerschaft verloren.
Alles andere als ein Entzug des Jagdscheins und eine empfindliche Strafe wären enttäuschend. Das Ansprechen des Wildes ist eine der Schlüsselfähigkeiten, die jeder Jäger beherrschen muss.
Für Nichtjäger: Als Ansprechen wird die Identifizierung des Wilds bezeichnet. Beim Ansprechen muss der Jäger sicherstellen, dass es sich um ein jagdbares Wildtier handelt. Das bedeutet auch, dass das Alter, das Geschlecht und der aktuelle Gesundheitszustand des Tieres festgestellt werden müssen.
Und natürlich müssen auch die aktuellen Jagdzeiten Berücksichtigung finden. Diese Faktoren sind wichtig, um zu entscheiden, ob es legal und sinnvoll ist, das Wildtier zu erlegen.
Man mag sich gar nicht vorstellen, was der Jäger in Oberhausen gesehen hat, wenn das Geschoss im Unterkiefer einschlägt. Offensichtlich hat der Jäger seine Sorgfaltspflicht verletzt und einen erheblichen emotionalen und wirtschaftlichen Schaden verursacht.
Ein Jäger, der ein Pferd mit einem Wildschwein verwechselt und erschießt, sollte nie mehr auch nur in die Nähe einer Waffe kommen.
Verantwortungsloser Jäger bringt Jägerschaft in Verruf
Vorfälle wie in Oberhausen führen unweigerlich dazu, dass sich Menschen, die nichts mit der Jagd zu tun haben, aber Tiere lieben, gegen die Jagd positionieren. Es kommt leider gelegentlich vor, dass einzelne Jäger nicht das nötige Verantwortungsbewusstsein mitbringen, das bei der Jagd und dem Gebrauch von Schusswaffen erforderlich ist.
Aber die große Mehrheit der Jägerschaft ist völlig zu Recht empört, wenn ein Jäger ein Pferd erschießt. Wichtig ist in solchen Fällen, dass klar und entschieden gehandelt wird, nicht nur von den Ordnungsbehörden, sondern auch von der Jägerschaft.
Niemand sollte auch nur einen Hauch von Verständnis für einen Jäger aufbringen, der ein Pferd mit einem Wildschwein verwechselt und dann auf das Pferd schießt.
Jäger erschießt Pferd – leider kein Einzelfall
Man sollte doch eigentlich denken, dass es eine absolute Ausnahmesituation ist, dass ein Jäger ein Pferd erschießt. Bedauerlicherweise ist es in den vergangenen Jahren mehrfach zu Zwischenfällen gekommen, bei denen Jäger Pferde mit Wildtieren verwechselten.
In Thüringen (Oktober 2023), in Rheinland-Pfalz (September 2023), in Baden-Württemberg (Oktober 2021) und in Hessen (August 2021) wurden Pferde zu Opfer von Jägern, die anscheinend noch nie in ihrem Leben ein Pferd gesehen hatten.
Natürlich handelt es sich um Einzelfälle, die allerdings erschreckend sind. Was ist die Lösung? Vielleicht muss die Jagdausbildung um ein zusätzliches Kapitel ergänzt werden: Wie unterscheide ich ein Pferd von einem Wildschwein?
Es gibt eine einfache Regel, um derartige Dramen zu verhindern: Geschossen wird nur, wenn sich der Jäger absolut sicher ist, dass er ein Wildtier, das bejagt werden darf, im Visier hat.
Besteht nur der geringste Zweifel oder ist vielleicht auch schon ein Termin beim Augenarzt für die nächste Brille vereinbart, sollte ein Schuss definitiv unterbleiben. Die Jagd ist eine Betätigung für Menschen, die ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein haben.