Im Frühjahr 2024 treten in Nordrhein-Westfalen zunehmend Fälle von Hasenpest auf. Die bakterielle Erkrankung, die wissenschaftlich als Tularämie bekannt ist, wird durch ein Bakterium verursacht. Francisella tularensis ist insbesondere für Feldhasen gefährlich und damit indirekt auch für den Menschen. Durch den Kontakt mit infizierten Feldhasen, tot oder lebendig, können sich Menschen infizieren. Aber es gibt auch noch weitere Infektionsmöglichkeiten.
Ursachen und Übertragungswege der Hasenpest
Francisella tularensis ist ein gramnegatives, intrazelluläres Bakterium und der Erreger der Hasenpest. Der Begriff Tularämie ist allerdings genau genommen sinnvoller, da es sich nicht allein um eine Gefahr für Hasen handelt. Neben Hasen gehören Mäuse, andere Nagetiere, Zecken, Mücken und Bremsen zu den häufigsten Wirtstieren. Doch auch Amphibien und Vögel können Tularämie verbreiten.
Die Übertragung des hochinfektiösen Bakteriums auf den Menschen kann bei der Jagd, speziell beim Ausnehmen und Abbalgen, erfolgen. Die Übertragung erfolgt in diesem Fall direkt über den Kontakt mit der Haut oder Schleimhäuten. Allerdings ist auch eine Übertragung über Tierkot möglich. Der Erreger breitet sich durch die Luft aus und wird als Aerosol eingeatmet. Dieser Übertragungsweg sorgt dafür, dass Tularämie in landwirtschaftlichen Betrieben mitunter zu Problemen führen kann.
Auch verunreinigtes Wasser, unzureichend erhitztes Fleisch (mindestens 10 Minuten bei 60 °C Kerntemperatur) und verunreinigte Lebensmittel können zu einer Übertragung führen. Eine überdurchschnittlich hohe Gefährdung haben Menschen, die viel in der Natur unterwegs sind oder in landwirtschaftlichen Betrieben arbeiten.
Symptome der Hasenpest
Die Tularämie wird zu Beginn oftmals als Grippe wahrgenommen. Nicht selten gesellt sich zu den üblichen Grippesymptomen wie Kopf- und Gliederschmerzen sowie Fieber auch noch Übelkeit. Teilweise treten auch geschwollene Lymphknoten und Hautgeschwüre auf, die in der Praxis mitunter zu einer schnelleren Diagnose führen.
Jäger, Landwirte und andere Menschen, die bei ihrer Arbeit oder ihrer Freizeitbeschäftigung mit wilden Tieren oder Tierkot zu tun haben, sollten bei Grippesymptomen generell auch die Hasenpest im Hinterkopf haben und den behandelnden Arzt gegebenenfalls auf diese Möglichkeit hinweisen.
Behandlung der Tularämie
Die Diagnose erfolgt in erster Linie über eine Blutuntersuchung. Auch PCR-Tests und serologische Tests werden teilweise eingesetzt, um die Diagnose zu bestätigen. Je schneller die Diagnose gestellt wird, desto besser sind die Aussichten auf vollständige Heilung.
Behandlung der Hasenpest
Für Menschen kann die Hasenpest tödlich sein. Deswegen ist es wichtig, möglichst schnell ein passendes Antibiotikum zu finden. Es gibt verschiedene Typen der Tularämie, sodass eine genaue Diagnose und die Wahl des richtigen Antibiotikums entscheidend sind für die Aussichten. Wenn frühzeitig die Behandlung mit einem geeigneten Breitband-Antibiotikum beginnt und das Antibiotikum anschlägt, sind die Heilungschancen gut.
Schlägt das Antibiotikum hingegen nicht oder nicht beim ersten Versuch an oder wird die Behandlung erst spät eingeleitet, kann es folgenschwere Komplikationen bis hin zum Tod geben.
Fälle der Hasenpest nehmen zu – Klimawandel als Ursache?
Milde Winter sorgen dafür, dass Erreger, die früher durch lange Frostperioden abstarben, überleben. Nicht nur bei der Hasenpest könnte dies auf Dauer dazu führen, dass deutlich mehr Fälle auftreten. Die Frage, ob der Klimawandel für eine Zunahme der Hasenpestfälle sorgt, ist zumindest aktuell aber vielleicht gar nicht entscheidend, denn mehrere milde Winter nacheinander waren auch vor dem Klimawandel möglich.
Wenn die Durchschnittstemperaturen steigen, werden sich in NRW und in Mitteleuropa voraussichtlich wieder Krankheitserreger etablieren, die lange Zeit keine oder keine große Rolle spielten. Daran führt wohl kein Weg vorbei. Das aktuelle Problem mit der Hasenpest in NRW ist wohl nur ein Vorbote vieler ähnlicher Probleme, die in den nächsten Jahren auf uns zukommen.
Öffentliche Gesundheit und Überwachung
Tularämie ist eine meldepflichtige Infektionskrankheit. Ein Grund, warum in NRW im Moment die Behörden Alarm schlagen, ist, dass durch die Meldepflicht eine recht gute Übersicht vorhanden ist, was tatsächlich im Land abläuft.
In keinem Fall wäre es eine gute Idee, vor dieser Problematik die Augen zu verschließen, zumal Prävention und im Infektionsfall eine frühzeitige Diagnose und Behandlung das Problem wesentlich entschärfen können. Aber das funktioniert nur mit einer guten Aufklärung.
Prävention – Hasenpest durch umsichtiges Handeln vermeiden
Feldhasen sollten nicht nur in NRW, genauso wie alle Nagetiere, generell nur mit dichten Handschuhen und einer FFP2/FFP3-Atemschutzmaske erfolgen. Zudem ist es sinnvoll, dass Ausnehmen und Abschlagen von Hasen nach Möglichkeit draußen zu erledigen. Ohne Handschuhe und Maske wären die Infektionsgefahr bei einem infizierten Tier aber trotzdem hoch.
Praktische Tipps für Jäger, Hundebesitzer und Spaziergänger
- FFP2/FFP3-Atemschutzmaske* und Einmalhandschuhe* in der Jackentasche oder im Rucksack bereithalten.
- Verschließbare Beutel* für gebrauchte Atemschutzmaske und Einmalhandschuhe und ein Desinfektionsmittel* bereithalten. Verwendete Schutzprodukte umgehend sicher entsorgen und nicht tagelang drinnen im Hausmüll aufbewahren.
- Kleidung sofort in die Wäsche geben und bei mindestens 60 °C waschen.
- FFP2/FFP3-Atemschutzmaske und Einmalhandschuhe bei jedem Kontakt mit Feldhasen und Nagetieren tragen, insbesondere beim Abbalgen und Ausnehmen.
- Bei Krankheitsanzeichen, die nach Kontakt mit Hasen auf Grippe hindeuten, umgehend Hausarzt kontaktieren und mögliche Hasenpest als Ursache nennen.
- Verendete Feldhasen liegen lassen und der Unteren Jagdbehörde melden.
- Jagdhund oder Familienhund während der Hasenzeit an der Leine lassen.
- Hunde nach Kontakt mit totem Hasen bei Krankheitsanzeichen umgehend vom Tierarzt untersuchen lassen.
- Vorsicht! Infizierte Hasen zeigen nicht immer Symptome, auch nicht bei einer Untersuchung der inneren Organe.
Letztlich ist alles ganz einfach. Solange der Hund an der Leine ist und tote Feldhasen weiträumig umgangen werden, ist das Risiko, an Tularämie zu erkranken, sehr gering. Jäger sollten allerdings besonders vorsichtig sein, denn Jagdhunde müssen naturgemäß auch ohne Leine laufen können. Beim Kontakt mit Feldhasen sind umgehend die genannten Vorsichtsmaßnahmen umzusetzen, um das Risiko zu minimieren.
Wie groß ist das Problem der Hasenpest?
Bislang ist die Tularämie in Deutschland kein großes Problem. Im Jahr 2023 wurden 89 Fälle gemeldet. Früher war die Anzahl der Fälle teilweise noch deutlich niedriger. Fachleute befürchten aufgrund der Erwärmung des Klimas eine steigende Tendenz. Jäger, Hundebesitzer und Spaziergänger müssen allerdings nicht in Panik geraten, zumal sich die Tularämie bei Früherkennung meist gut behandeln lässt.
Es ist allerdings wichtig, diese Erkrankung auf dem Schirm zu haben, denn wenn die Hasenpest auf den Menschen übertragen und erst spät diagnostiziert wird, kann es zu erheblichen Folgeschäden und sogar zum Tod kommen.
Nicht zu unterschätzen ist auch das Risiko, durch einen Zeckenbiss infiziert zu werden. Auch bei Zeckenbissen gilt: Wenn im Anschluss Krankheitssymptome auftreten, ist ein Besuch beim Hausarzt sinnvoll, zumal Zecken auch noch anderen Krankheiten als Tularämie übertragen können.