Die Forelle auf der Roten Liste der gefährdeten Arten in Deutschland? Das ist tatsächlich wahr und ein trauriger Tiefpunkt, der für viele Angler unerwartet kommen dürfte. Als Grund für die Einstufung für die Änderung der Einstufung der Forelle von „ungefährdet“ zu „gefährdet“ ist, dass die Forellenbestände in fünf Bundesländern rückläufig sind. Zu diesen Bundesländern gehören auch Baden-Württemberg und Bayern. Diese beiden Länder sind für ihre außerordentlich großen Forellenbestände bekannt.
Forellenbestände gehen in Deutschland zurück
Die Rote Liste gefährdeter Arten wird seit 1966 gepflegt. Das Ziel ist es, die in Deutschland vorhandenen Tierarten zu beobachten, um frühzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Seit 1981 werden auch die Fischarten in Deutschland auf der Roten Liste aufgeführt. Jahrzehntelang war die Forelle eine ungefährdete Fischart, doch in den vergangenen Jahren hat sich zumindest in fünf Bundesländern ein bedenklicher Trend entwickelt.
Das Rote-Liste-Zentrum kommt auf Basis der vorliegenden Daten zu der Einschätzung, dass es die Forelle (Salmo trutta) in Deutschland nicht mehr so leicht hat wie in früheren Zeiten. Auf der Roten Liste werden Bachforellen, Seeforellen und Meerforellen unter der wissenschaftlichen Bezeichnung Salmo trutta zusammengefasst. Eine biologisch ohne kaum sinnvolle Unterscheidung der Varianten findet nicht statt.
Berücksichtigt man allerdings, dass Baden-Württemberg und Bayern in der aktuellen Publikation der Roten Liste ausdrücklich erwähnt werden als Bundesländer, in denen der Forellenbestand deutlich zurückgegangen ist, darf davon ausgegangen werden, dass es sich in erster Linie um Bachforellen handelt, zumindest in diesen beiden Ländern.
Ist das wichtig? In Zukunft wird sich verstärkt die Frage stellen, ob zusätzliche Schutzmaßnahmen erforderlich sind. Und dann ist es maßgeblich, wo und warum die Forellenbestände zurückgehen.
Forellenangeln demnächst nicht mehr erlaubt?
Bisher ist nicht klar, welche konkreten Folgen die Einstufung der Forelle als gefährdete Art auf der Roten Liste haben wird. Aber es ist durchaus denkbar, dass in Ländern wie Baden-Württemberg und Bayern die Schonzeiten für die Forelle verlängert werden.
Auch eine ganzjährige Schonung ist theoretisch möglich. Sollten die Bestände weiter zurückgehen, wird es eines Tages vielleicht gar keine andere Möglichkeit mehr geben.
Wie ist die aktuelle Situation? Aus den Schonzeiten in Baden-Württemberg lässt sich entnehmen, dass es vom 1. Januar bis zum 28. Dezember nicht erlaubt ist, Forellen zu angeln. Das Mindestmaß liegt je nach Gewässer zwischen 20 und 35 cm. Die Schonzeiten in Bayern sind exakt gleich. Das Schonmaß ist einheitlich auf 26 cm festgelegt.
Eine Möglichkeit, die Bestände zu schonen und trotzdem das Angeln nicht zu verbieten, könnte darin bestehen, Catch and Release zum Standard zu machen. Allerdings ist diese Methode nicht ganz unumstritten, auch bei Anglern.
Rückgang der Forellenbestände muss weiter erforscht werden
Warum gehen die Forellenbestände zurück? Wieso sind nur fünf Bundesländer betroffen? Warum sind gerade Bayern und Baden-Württemberg als Heimat für Forellen in den vergangenen Jahren anscheinend nicht besonders attraktiv? Das sind zentrale Fragen, auf die es Antworten geben muss.
Deswegen ist es wichtig, dass Forschung betrieben wird, um wirkungsvolle Gegenmaßnahmen zu ermöglichen. Es ist eher unwahrscheinlich, dass Angler dafür sorgen, dass die Forellenbestände dramatisch zurückgehen, denn das Angeln war auch in früheren Zeiten populär, ohne dass darunter die Forellenbestände dramatisch gelitten hätten.
Viele unterschiedliche Ursachen kommen infrage. Ist der Rückgang der Forellenbestände ein weiterer Vorbote des Klimawandels? Klar ist, dass die Forelle ein sensibler Fisch ist, der auf weniger Sauerstoff und höhere Wassertemperaturen früher reagiert als robustere Fischarten. Gibt es eventuell regionale Ursachen, etwa Bauprojekte oder Umweltsünden?
Die klassischen Probleme, etwa zu viele Dämme und Wehre, fehlende Rückzugsgebiete in Form von flach überfluteten Auen und Altarmen für die Forellenbrut, spielen sicher auch eine Rolle. Aber sind diese Probleme in den vergangenen Jahren wirklich größer geworden? Das muss seriös untersucht werden.
Angeln funktioniert dauerhaft nur in gesunder Natur
Jeder Angler sollte sich als Naturschützer verstehen, der großes Interesse daran hat, die Natur in der jetzigen Form zumindest zu erhalten. Vielerorts ist es in den vergangenen Jahrzehnten durch den Einsatz von Naturschützern gelungen, die Gewässersituation erheblich zu verbessern durch Renaturierungsprojekte.
Aber dass die Forelle auf der Roten Liste landet, ist eine Schockmeldung, die nicht nur jeden einzelnen Angler in Deutschland, sondern auch die Angelvereine und Angelverbände durchschütteln sollte. Wenn es auch in Zukunft möglich sein soll, in Deutschland eines der schönsten Hobbys überhaupt zu betreiben, muss Naturschutz einen noch höheren Stellenwert bekommen als bislang.
Es gibt durchaus berechtigte Interessen, die einem besseren Gewässerschutz oftmals entgegenstehen. Der wirtschaftliche Nutzen der Schifffahrt und Hochwasserschutz in bestimmten Regionen sind nur zwei Faktoren, die dazu führen können, dass die Forelle und andere Fischarten am Ende schlechtere Lebensbedingungen haben.
Forelle auf der Roten Liste: ein erstes Warnsignal
Was bedeutet es genau, dass die Forelle auf der Roten Liste steht? Es gibt neun Kategorien auf der Roten Liste, wobei einige Kategorien nur dazu dienen, die bereits ausgestorbenen und bislang nicht bewerteten Arten einzusortieren.
Statt „gefährdet“, hätte die Forelle auf der Roten Liste auch in den Kategorien „Gefährdung unbekannten Ausmaßes“und „Vorwarnliste“ landen können, wenn man sich im Rote-Liste-Zentrum nicht ganz sicher gewesen wäre, wie die aktuelle Lage ist.
Bildnachweis zu Kategorien der Roten Liste. Von Aeroid – based on Gerhard Ludwig, Heiko Haupt, Horst Gruttke und Margret Binot-Hafke: Methodik der Gefährdungsanalyse für Rote Listen. In: Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Naturschutz und Biologische Vielfalt. Münster 2009 (bfn.de)., CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=85309478