Eine Spaziergängerin will am 20. November 2025 am Samerberg im Landkreis Rosenheim einem Bären begegnet sein. Einen Beweis für die Bärensichtung in den Chiemgauer Alpen gibt es allerdings nicht, denn der Dame ist es nicht gelungen, ein Foto zu machen. Der aktuelle Fall weckt Erinnerungen an den berühmten Problembär „Bruno“ und wirft interessante Fragen zum Bärenschutz in Bayern auf.
Spaziergängerin sieht Bär in den Chiemgauer Alpen

Im Radiosender Charivari Rosenheim berichtete eine Spaziergängerin, dass sie zunächst seltsame Geräusche gehört habe. Dann schrie eine Krähe laut auf. In etwa 200 m Entfernung sah sich schließlich ein großes Tier, das sich aufrichtete und auf den Hinterbeinen stand. Danach sei die Spaziergängerin losgelaufen, da bei ihr ein ganz natürlicher Fluchtreflex ausgelöst worden sei. Sie habe kein Foto gemacht, weil sie Angst gehabt hätte. Das ist durchaus nachvollziehbar.
Allerdings fehlt dadurch auch ein visueller Beweis für die Bärensichtung in Bayern. Objektive Spuren sind nach flüchtigen Begegnungen generell selten vorhanden. Die zuständigen Behörden wurden umgehend informiert. Auch die Jagdgenossenschaften der Region wurden benachrichtigt. Eine Bestätigung der Sichtung oder andere Hinweise auf Bären in den Chiemgauer Alpen gibt es bislang allerdings nicht. Allerdings rät der Bürgermeister von Samerberg, Georg Huber, zu Vorsicht. Das Landesamt für Umwelt (LfU) wurde mit einer Untersuchung des Vorfalls beauftragt. Die Suche nach Trittsiegeln, Exkrementen und anderen Hinweisen auf Bären blieb aber bislang erfolglos.
Nicht die erste Bärensichtung in den Chiemgauer Alpen
Schon im Sommer 2025 gab es in der Region Chiemgau mehrere Meldungen über mögliche Bärensichtungen. Auch in diesen Fällen kam es nicht zu einer offiziellen Bestätigung, da keine Beweise gefunden wurden. Aber es ist auffällig, dass sie Sichtungsmeldungen sich häufen.
Einiges spricht dafür, dass einzelne Braunbären über die Alpen in nördliche Region wandern. Die wachsende Population auf der anderen Seite der Alpen könnte einen Wanderungsdruck auslösen, der nach und nach dazu führt, dass mehr Bären im Chiemgau und anderen südliche Region Deutschlands gesichtet werden. Hinweise auf eine dauerhafte Ansiedlung von Bären gibt es allerdings nicht.
Der Fall Bruno: Problem wer als Warnung aus der Vergangenheit
Im Mai 2006 wurde erstmals nach 171 Jahren ein Braunbär in Deutschland gesichtet. Damals war der Bär zwei Jahre alt und aus dem italienischen Adamello-Gebirge über Österreich nach Bayern eingewandert.
Allerdings erwies sich Bruno schnell als Problembär, da ihm jede Scheu vor Menschen fehlte. Innerhalb weniger Tage riss Bruno mehrere Schafe, plünderte Bienenstöcke und beschädigte Hühnerställe. Da der Bär zunehmend zur Gefahr für Menschen wurde, wurde das Tier am 26 Juni 2006 auf der Kümpflalm bei Bayrischzell erschossen. Zu diesem Zeitpunkt hatte es bereits 70 Meldungen von Bärensichtungen gegeben.
Gegenwärtige Situation: Durchwanderer statt Ansiedler
Der letzte offizielle Nachweis eines Braunbären in Bayern stammt aus dem Mai 2023. Damals wurde ein Bär im Landkreis Oberallgäu nachgewiesen. Seitdem gibt es immer wieder Sichtungsmeldungen, die sich aber nicht verifizieren lassen. Ein großer Teil der Sichtungsmeldungen dürften Fehlmeldungen sein. Aber es ist keinesfalls ausgeschlossen, dass einige Menschen tatsächlich Bären sehen.
Allerdings gehen Forscher im Moment davon aus, dass alle Bären, die in Bayern gesichtet werden, auf der Durchwanderung sind. Es handelt sich um einzelne Tiere, die sich nicht ansiedeln, sondern weiterziehen oder zurückkehren. Mit einer dauerhaften Ansiedlung oder gar einer Etablierung einer umfassenden Bärenpopulation rechnen Forscher im Moment nicht.
Woher kommen die Bären in Bayern?
Es ist bekannt, dass die Bären, die gelegentlich in Bayern auftauchen, aus dem italienischen Adamello-Gebirge in der Provinz Trentino stammen. Die dortige Braunbärpopulation umfasst etwa 100 bis 130 Tiere. Diese Population wurde durch das Wiederansiedlungsprojekt Life Ursus (seit 1996) aufgebaut.
Als besonders wanderfreudig gelten junge männliche Tiere, die neue Territorien erkunden und dabei gelegentlich bis Österreich oder sogar bis nach Bayern gelangen. Ernsthafte Zwischenfälle hat es seit Bruno allerdings nicht mehr gegeben.
Das Verhalten von Braunbären: Weniger gefährlich als angenommen
Die europäischen Braunbären sind keine Grizzlys und generell von Natur aus eher scheue Tiere, die Menschen nach Möglichkeiten meiden. Braunbären haben einen exzellenten Geruchssinn und erkennen Menschen meist schon aus großer Entfernung. Deswegen kommt es selbst in Bärengebieten eher selten zu direkten Sichtungen.
Aufgrund ihrer Größe sind Bären allerdings keineswegs ungefährlich. Besonders problematisch sind die folgenden Situationen:
- Ein Bär wird unerwartet überrascht.
- Ein Bär hat Junge bei sich fühlt sich bedroht.
- Ein Bär verliert die Scheu vor Menschen (Bruno!).
- Ein Mensch tritt einem Bären gegenüber aggressiv auf.
- Ein Mensch läuft in Panik weg und löst den Jagdinstinkt des Bären aus.
Verhaltensregeln für Wanderer in Bärengebiet
Alle Spaziergänger und Jäger, die in Bärengebieten unterwegs sind, sollten die folgenden Verhaltensregeln beachten:
- Geräusche machen: Nicht leise schleichen, sondern sprechen, singen oder mit Wanderstöcken auf Bäume klopfen. So werden gefährliche Überraschungsbegegnungen verhindert.
- Abfälle mitnehmen: Keine Lebensmittel zurücklassen.
- Hunde an der Leine lassen: Freilaufende Hunde können Konflikte provozieren.
- In Gruppen wandern: Die Gefahr, von Bären angegriffen zu werden, ist für einzelne Wanderer und Jäger deutlich höher.
- Fluchtweg lassen: Einen Bären niemals umzingeln oder in die Enge treiben.
- Bei Sichtung: Ruhig bleiben, den Bären durch Sprechen auf sich aufmerksam machen, langsam zurückziehen, allerdings schräg vom Bären weg und nicht auf dem direkten Fluchtweg.
Jäger als leichte Opfer?
Einige der beschriebenen verhandelten Verhaltensregeln sind für aktive Jäger nicht umsetzbar. Deswegen haben Jäger eine erhöhte Gefahr, zum Opfer eines Bärenangriffs zu werden. Statistisch betrachtet ist die Chance eines Bärenangriffs aber in Deutschland verschwindend gering.
Managementplan Braunbären in Bayern
Ausgelöst durch den Fall Bruno wurde im Jahr 2007 ein Managementplan Braunbären in Bayern beschlossen, in dem der Umgang mit Bären und die Zuständigkeiten klar geregelt sind. Von Öffentlichkeitsarbeit über Prävention bis hin zum Monitoring ist klar, was passieren muss, wenn ein Bär gesichtet wird.

