An der Bundesstraße zwischen Wiesental und Oberhof im Kreis Gotha hat eine Autofahrerin am Montagmorgen einen toten Wolf am Straßenrand entdeckt. Das Tier lag in Höhe der Wegscheide. Alles deutet darauf hin, dass der Wolf Opfer eines Wildunfalls geworden ist. Allerdings wurde dieser Unfall nach bisherigen Erkenntnissen nicht gemeldet. Der Wolf-Kadaver wurde an das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) übergeben, um eine vollständige Obduktion durchzuführen.
Untersuchungen sollen Herkunft und Todesursache klären

Im Wolfskompetenzzentrum des Landes Thüringens wird der Todesfall des Wolfs gründlich untersucht. Die Todesursache scheint klar. Vermutlich ist der Wolf mit einem Pkw oder einem Lkw zusammengeprallt. Aber für die Fachleute ist es wichtig herauszufinden, zu welcher Population des Tier gehörte. Deswegen sind auch genetische Untersuchungen geplant.
Die standardisierte Obduktion im Leibniz-IZW umfasst eine Computertomografie, Sektionen und Analysen auf Infektionskrankheiten, Parasiten sowie Viren. Bei jedem getöteten Wolf werden genetische Proben gesammelt und an das Zentrum für Wildtiergenetik gesendet. Die genetischen Proben sollen dabei helfen, die Identität und die regionale Herkunft des Tieres eindeutig zu bestimmen.
Nicht gemeldeter Wildunfall: Meldepflicht versäumt
Der Verursacher des Wildunfalls ist bislang nicht bekannt. Klar ist allerdings, dass der Verursacher seiner gesetzlichen Meldepflicht nicht nachgekommen ist. Jeder Autofahrer muss in Deutschland Wildunfälle unverzüglich der Polizei oder dem Jagdpächter melden. Das steht in allen Landesjagdgesetzen. Eine Missachtung dieser Pflicht kann Bußgelder bis zu einer Höhe von 5000 € nach sich ziehen.
Die tierschutzrechtliche Dimension spielt ebenfalls eine große Rolle. Wer einen Wildunfall verursacht hat und nicht meldet, kann sich unter bestimmten Umständen wegen Tierquälerei strafbar machen. Wenn das Tier nicht sofort tot ist, sondern lange leiden muss, weil der Verursacher den Unfall nicht meldet, muss mit erheblichen juristischen Konsequenzen rechnen.
Wildunfälle sind keine Seltenheit und lassen sich in Deutschland aufgrund der zahlreichen Straßen kaum verhindern. Aber wenn ein Wildunfall passiert, sollte der Verursacher dafür sorgen, dass gegebenenfalls ein kompetenter Jäger gerufen wird, der das Tier von seinem Leid erlöst. Im Fall des Thüringer Golfes ist bislang unklar, ob das Tier bei der Kollision verendete oder anschließend langsam seinen Verletzungen erlag.
Verkehrsunfälle sind Haupttodesursache für Wölfe in Deutschland
Im Monitoringjahr 2023/24 starben 150 von 193 gefundenen Wölfen bundesweit durch Verkehrsunfälle. Das entspricht etwa 78 % aller Totfunde. Im Jahr 2025 sind bislang 28 Wölfe im Straßenverkehr getötet worden. Oftmals werden junge Wölfe, die ihr Elternrudel verlassen und nach einem neuen Territorium suchen, zu Opfer von Verkehrsunfällen.
Die Dramatik der Zahlen wird daran deutlich, dass das Leibniz-IZW nicht mehr dazu in der Lage ist, jeden einzelnen Fall zu untersuchen. Derzeit wird nur etwa die Hälfte aller eingehenden Fälle gründlich analysiert.
Illegale Wolfstötungen sind erhebliches Problem
Zahlenmäßig liegen Wildunfälle im Straßenverkehr vorne bei den Todesursachen der Wölfe in Deutschland. Aber bei etwa 13,5 % aller untersuchten Wölfe gab es Hinweise auf Straftaten wie illegalen Beschuss. Experten gehen davon aus, dass etwa jeder zehnte tote Wolf durch illegale Jagd getötet wurde. Da der Wolf bislang nicht im Jagdrecht steht, ist der vorsätzliche Abschuss eines Wolfs eine Straftat, die mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet werden kann.
Auch in Thüringen kennt man dieses Problem. Der Leitwolf des Neustädter Rudel wurde im August 2024 bei Oehrenschock schwer verletzt gefunden. Der Wolf war von einer Kugel getroffen worden und musste eingeschläfert werden. Die Tierschutzorganisation Wolfschutz-Deutschland hat 2000 € Belohnung für Hinweise auf den Täter ausgesetzt. Bislang sind allerdings keine hilfreichen Hinweise eingegangen.
Die Lage der Wölfe im Bundesland Thüringen
Die Rückkehr der Wölfe ist ein großes Thema, das vielerorts kontrovers diskutiert wird. Thüringen hat eine relativ kleine Population. Etwa 25 Wölfe bewegen sich in fünf Territorien. Das Neustädter Rudel am Rennsteig besteht aus einer Mutter-Fähe, vier Einjährigen und vier Welpen.
Wölfe sind insbesondere bei Weidetierhaltern unbeliebt. Seit Juni 2024 gibt es in Türen sieben bestätigte Fälle, in denen Wölfe Nutztiere getötet haben. Einen dokumentierten Angriff auf Menschen durch Wölfe in Thüringen hat es bislang nicht gegeben.
Was ist bei Wildunfällen zu tun?
Autofahrer sollten nach einem Wildunfall folgende Schritte einleiten:
- Unfallstelle absichern: Warndreieck aufstellen, Warnweste anlegen.
- Polizei informieren: Die Polizei benachrichtigt den zuständigen Jagdpächter.
- Dokumentation: Falls möglich, Fotos von Unfallstelle und Tier machen.
- Versicherung informieren: Generell sinnvoll für wirtschaftliche Absicherung.
- Nicht versuchen, das Tier anzufassen: Verwundete Wildtiere (nicht nur Wölfe!) könnten extrem aggressiv reagieren.
