In der Nacht zum 24. Oktober 2025 ereignete sich im Landkreis Stade ein seltenes Ereignis: Ein Wolf tötete in der Gemeinde Kutenholz ein auf der Weide stehendes Pferd. Nun liegt die abschließende DNA-Analyse vor. Der lange gehegte Verdacht hat sich bestätigt: Der Angreifer war ein Wolf aus dem Oldendorfer Rudel. Unklar ist allerdings, welche Folgen diese neue Erkenntnis hat.
Wolf aus Oldendorfer Rudel tötet Pferd

Als im Oktober ein Wolfsangriff auf ein Pferd im Landkreis Stade gemeldet wurde, war dies ein Schock für viele Beobachter. Es ist eher ungewöhnlich, dass Wölfe große Weidetiere angreifen. Aber anhand der Bisswunden kam sofort der starke Verdacht auf, dass der Angreifer ein Wolf war. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Wolf aus dem Oldendorfer Rudel das Pferd getötet haben könnte, stand sofort im Raum.
Aber erst die DNA-Analyse, die nun vorliegt, bestätigt zweifelsfrei, dass ein Wolf aus dem Oldendorfer Rudel aus dem Landkreis Stade das Pferd getötet hat. Dies bestätigte der Wolfsbeauftragte der Landesjägerschaft Niedersachsen. Allerdings ist unklar, ob nur ein Wolf das Pferd getötet hat oder ob mehrere Wölfe am Angriff beteiligt waren. Auch mithilfe der DNA-Analysen ließ sich dies nicht eindeutig klären.
Dramatische Nacht auf der Pferdeweide
Nach dem Wolfsangriff wurde eine umfassende Rekonstruktion der Ereignisse erstellt. Demnach ist der Angriff wohl so abgelaufen, dass ein Wolf oder mehrere Wölfe die Pferde auf der Weide auseinandertrieben, um das spätere Opfer von der restlichen Herde zu trennen. Das verängstigte Tier geriet in einen Graben und war deswegen nicht mehr dazu in der Lage, den Wölfen zu entkommen.
Das Pferd wurde am Hinterteil schwer verletzt und erlag später den erlittenen Verletzungen. Der oder die Angreifer nagte(n) die Beute bis auf die Knochen ab. Einige Experten gehen davon aus, dass es sich nicht um eine einzelnen Wolf gehandelt haben kann, zumal Gruppenangriffe bei Wölfen üblich sind. Aber beweisen lässt sich das im Nachhinein nicht mehr.
Wolfsangriffe auf Pferde und andere Tiere sind selten
Der Wolfsbeauftragte wies bei der Veröffentlichung der DNA-Analysen darauf hin, dass Wolfsangriffe auf große Tiere wie Pferde oder Rinden eher selten vorkommen. Normalerweise greifen Wölfe Tiere nur an, wenn Sie bereits verletzt oder schwach sind. Aber ein defensiver Nachteil wie der Fall in einen Graben kann Wölfe dazu ermutigen, auch ein Pferd anzugreifen.
Neuerdings mehren sich die Angriffe auf Nutztiere in Deutschland. Aus Ländern mit größeren und älteren Wolfspopulationen ist bekannt, dass Wolfsrudel durchaus dazu in der Lage sind, auch Rinder und Pferde nachhaltig zu gefährden. Deswegen ist es bis heute etwa in Alaska üblich, dass Rinderherden von Cowboys geschützt und gegebenenfalls mit Schusswaffeneinsatz gegen Wölfe verteidigt werden.
Wolfspopulation in Niedersachsen wächst deutlich
Im Jahr 2023 war das Oldendorfer Rudel des erste nachgewiesene Rudel im Landkreis Stade. Die ersten Wölfe in Niedersachsen wurden allerdings schon 2006 gesichtet. Aktuell sind 64 Wolfsterritorien dokumentiert. Forscher gehen davon aus, dass es 60 Wolfsrudel, drei Wolfspaare und einen residenten Einzelwolf gibt. Allein im dritten Quartal 2025 gab es 1.838 Meldungen zu Wolfsvorkommen in Niedersachsen.
Im zweiten Quartal 2025 gab es 54 Übergriffe auf Nutztiere in Niedersachsen. Insgesamt wurden dabei 121 Tiere getötet und 26 verletzt. An diesen Zahlen wird deutlich, dass erhebliche Herausforderungen mit der Rückkehr der Wölfe nach Niedersachsen verbunden sind. Angriffe auf Pferde sind selten und werden bei aller Dramatik im Einzelfall auch in Zukunft nicht das Hauptproblem darstellen.
Allerdings sind Pferdehalter nach dem Vorfall in Stade gut beraten, Schutzmaßnahmen in Wolfsgebieten umzusetzen. Wolfssichere Zäune mit einer Spannung von mindestens 4000 V und Herdenschutzhunde gelten dabei als die wichtigsten Optionen, um Wölfe von Pferden und anderen Weidetieren fernzuhalten.
Landesjägerschaft bietet Wolfsberatung für betroffene Gebiete
Weidetierhalter können sich bei der Landesjägerschaft Niedersachsen informieren und eine Wolfsberatung kostenlos in Anspruch nehmen. Zu dieser Beratung können auch Besichtigungen gehören, um konkrete Vorschläge für zielgerichtete Präventionsmaßnahmen zu erarbeiten.
Wolf schützen oder jagen?
Es spricht vieles dafür, den Wolf in das Bundesjagdgesetz aufzunehmen, um eine gezielte Bejagung bei Problemfällen vorzunehmen. Nach Einschätzung vieler Experten wäre es eine gute Sache, wenn die Jäger sich um die Hege des Wolfs in Deutschland kümmern würden. Mit geeigneten Jagd- und Schonzeiten wäre es durchaus möglich, eine akzeptable Wolfspopulation in Deutschland zu erhalten und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass Probleme, die durch Wölfe verursacht werden, nicht überhandnehmen.
