Am 11. November 2020 fotografierte ein Jäger in Altenahr in der Grenzregion zwischen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ein mysteriöses Tier im Wald bei Kalenborn. Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen des Bewegungsmelders deuteten auf eine Raubkatze hin. Entsprechend groß war die Aufregung im Rhein-Sieg-Kreis. Doch nun hat sich herausgestellt, dass es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um eine entlaufene Maine Coon, also eine riesige Hauskatze, und nicht um eine Großkatze handelt.
Suche nach gefährlicher Raubkatze abgesagt – Maine Coon löst Fehlalarm aus

Für den zuständigen Bürgermeister Dominik Gieler (CDU) war die Meldung des Jägers eine ernste Geschichte. Deswegen beauftragten die Behörden umgehend einen professionellen Fährtensucher, der erkunden sollte, ob es sich tatsächlich um eine Raubkatze handelte. Das eindringliche Foto spielte dabei eine wichtige Rolle. Nähere Erkenntnisse brachte aber auch der Fährtensucher nicht. Vielmehr wurden die Anwohner aufgefordert, ihre Hunde anzuleiten und Vorsicht walten zu lassen.
Doch jetzt scheint die Sache geklärt zu sein, denn die Halterin einer Maine-Coon-Hauskatze hat sich bei den Behörden gemeldet. Die größte Hauskatzenrasse der Welt erreicht eine Schulterhöhe von bis zu 42 cm und kann bis zu 120 cm lang werden. Es gibt dokumentierte Exemplare mit einem Gewicht von bis zu 12 kg. Das übliche Gewicht eines Katers liegt zwischen 6 und 9 kg.
Die Beschreibung der Maine Coon passt gut zu dem Foto, das der Jäger ein Altenahr aufgenommen hat. Das buschige Fell, die auffälligen Luchspinseln und die massive Körperstatur können leicht zu Verwechslungen führen, insbesondere bei einem Schwarz-Weiß-Foto mit unvorteilhafter Belichtung.
Die Verwechslung mit einem Raubtier liegt somit durchaus nahe, aber nachdem sich keine Hinweise auf eine echte Raubkatze gefunden haben und die Geschichte der entlaufenen Maine Coon das Foto erklärt, dürfte die Geschichte damit abgeschlossen sein. Doch wie konnte es überhaupt dazu kommen, dass die Maine Coon entkam?
Die Maine Coon war im Rahmen eines Umzugs der Halter Familie von Hannover ins Saarland entwischt. Daraufhin machte sich des intelligente und erstaunlich orientierungssichere Tier auf den Weg zurück in die ursprüngliche Heimat. Dabei muss die beeindruckende Hauskatze eine Strecke von ungefähr 400 km zurückgelegt haben.
Einer normalen Hauskatze wäre dieses Grundstück wohl kaum gelungen. Aber die Maine Coons sind bekannt für ihre starke Bindung zum Ursprungsort und verfügen über ausgeprägten Überlebensfähigkeiten. Die Katze lief vor ungefähr vier Wochen, sodass auch der zeitliche Ablauf gut passt.
Statistik: Haustiere entlaufen und Jäger haben Problem
Der aktuelle Fall der Maine Coon reiht sich in eine großes Problem ein, dass Tierhalter in Deutschland verursachen. Nach aktuellen Schätzungen entlaufen jährlich in Deutschland über 80.000 Katzen und mehr als 30.000 Hunde. In vielen Fällen werden die Tiere eingefangen oder kehren allein zu ihren Haltern zurück. Doch viele Tiere verbleiben zurück in der Natur.
Die meisten Hunde sind nicht dazu in der Lage, dauerhaft in der Natur ohne Hilfe eines Menschen zu beleben. Bei Katzen ist die Situation etwas anders. Generell suchen streunende Katzen und Hunde oft die Nähe von Menschen. Viele Tiere werden eingefangen und landen im Tierheim, aber es gibt auch zahlreiche streunende Katzen und Hunde, die den Jägern das Leben schwer machen.
Für jeden Jäger ist es ein Albtraum, einen entlaufenen Hund zu erschießen oder gar erschießen zu müssen, weil der Hund Wild nachsetzt. Viele Jäger haben eigene Hunde und deswegen nicht das geringste Bedürfnis, ein entlaufenes Haustier zu erlegen.
Die Behörden und Fachleute fordern immer wieder alle Besitzer von Katzen und Hunden auf, ihre Tiere kennzeichnen und registrieren zu lassen, damit sie gegebenenfalls zurück zu den Besitzern gebracht werden können, wenn sie gefangen werden. Leider gibt es nach wie vor zahlreiche Katzen und Hunde, die nicht gekennzeichnet und registriert sind.
Parallelen zu anderen Großkatzen-Fehlalarmen
Im Juni 2025 löste eine vermeintliche Puma-Richtung in Sachsen-Anhalt einen Großeinsatz aus. Vielleicht erinnern sich auch noch einige Leser an den vermeintlichen Löwen bei Kleinmachnow, der 2023 angeblich gesichtet wurde. Auch im sächsischen Braunsbedra wurde schon einmal eine vermeintliche Großkatze gesichtet, die am Ende aber nur ein harmloses Tier war. In Berlin wurde einst ein Wildschwein fälschlich für eine Katze gehalten.
Transparente Kommunikation und Umsicht geboten
In Altenahr ist letztlich alles gut gelaufen. Der Bürgermeister und die zuständigen Behörden haben vernünftig reagiert, ohne Hysterie zu entfachen. Nicht zuletzt wurde die Halterin der entlaufenen Hauskatze durch die öffentliche Berichterstattung aufmerksam und konnte den Fall aufklären.
Eines ist allerdings sicher: Spätestens im nächsten Sommerloch wird es wieder Spaziergänger und vielleicht auch Jäger geben, die seltsame Dinge sehen oder fotografieren. Der nächste Großkatzen-Alarm kommt garantiert.
